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04. September 2014

2. Werkstatt-Bericht: Offen – für Menschen und Ideen

Ausgangspunkt der sechsteiligen Veranstaltungsreihe „Werkstatt Basel“ ist das von der Handelskammer beider Basel 2013 für die Wirtschaftsregion publizierte Leitbild. An sechs Abenden stellt die Handelskammer gemeinsam mit Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft und der interessierten Öffentlichkeit die Stärken der regionalen Wirtschaft auf den Prüfstand. Ziel der Werkstatt Basel ist es, Handlungsem­pfehlungen zur Weiterentwicklung unserer Wirtschaftsregion zu entwickeln.

 

In der zweiten Veranstaltung der Werkstatt Basel stehen das Abkommen über die Personenfreizügigkeit mit der Europäischen Union und damit der uneingeschränkte Zugang zum Arbeitsmarkt Schweiz zur Debatte. Welche Rolle spielen ausländische, qualifizierte Fachkräfte für Schweizer Unternehmen und wie kann der Zugang für hiesige Firmen zum EU- und Weltmarkt und zu qualifizierten Arbeitskräften auch nach der Annahme der Masseneinwanderungsinitiative erhalten werden?

 

Diskussion

Die Spezialisierung und das Branchenwachstum der Region Basel sind im gesamtschweizerischen Vergleich auffallend: Ein Viertel der Wertschöpfung der Region stammt von der Pharmaindustrie. Voraussetzung dieser Spezialisierung ist der uneingeschränkte Zugang zum Weltmarkt und zu spezialisierten Arbeitskräften. Der lokale Zugang zu gut ausgebildeten Fachkräftenist ein entscheidender Standortfaktor für Firmen. Nur durch regen Ideenaustausch können diese das Wissen umsetzen und wachsen. Für den bestehenden Fachkräftemangel der Schweiz in naturwissenschaftlichen und technischen Berufen gibt es verschiedene Ursachen – sei es Konjunkturschwankungen, die höheren Ansprüche der Firmen an die Ausbildung der Arbeitnehmenden bis hin zum fehlenden Interesse der Jugendlichen an MINT-Berufen. Um dem entgegenzuwirken, sollen ältere Menschen länger im Markt gehalten, vermehrt familienfreundlichere Teilzeitmodelle geschaffen und eine Ausbildungsoffensive umgesetzt werden. Die Berufslehre ist neben der akademischen Ausbildung zu unattraktiv. Informationen über alle möglichen Bildungswege sollten noch besser aufbereitet und früher kommuniziert werden.

 

Um trotz drohender Kontingente ein attraktiver Firmenstandort zu bleiben, muss die Region noch stärker in die Aus- und Weiterbildung aller Arbeitnehmenden investieren und möglichst alle Arbeitskräfte länger im Markt halten. Zudem kann Basel dem getrübten Bild der Schweiz durch die bereits institutionalisierte, grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit den Nachbarn entgegenwirken. Die Chance eines Kontingentmodells, das zwischen Arbeitskräften aus EU- und Drittstaaten keinen Unterschied mehr macht, soll analysiert werden.

 

Handlungsempfehlungen und Gewichtung

Folgende Handlungsempfehlungen wurden durch die Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik sowie durch das Publikum formuliert und durch ein E-Voting gewichtet:

 

1. Die kontinuierliche Weiterbildung der Mitarbeitenden soll für Firmen verpflichtend sein.

40,9% JA / 59,1% NEIN

2. Der Fokus auf die MINT-Fächer (statt auf Sprachen) muss in den Schulen gestärkt werden.

53,1% JA / 46,9% NEIN

3. Das AHV-Alter soll abgeschafft werden, um das inländische Arbeitskraftpotential besser ausschöpfen zu können.

58,0% JA / 42,0% NEIN

4. Der Marktzugang für Güter und Dienstleistungen muss gesichert und gefördert werden, dies durch das verstärkte Engagement der Schweiz in der WTO, EFTA+ (als Alternative zur EU) und über die NAFTA.

77,7% JA / 22,3% NEIN

5. Der Zugang zu qualifizierten Arbeitkräften aus der ganzen Welt muss gefördert werden. Mit einer global gültigen Immigrationsquote soll kein Unterschied mehr zwischen EU und Drittstaaten gemacht werden.

81,6% JA / 18,4% NEIN

6. Die Lancierung einer Ausbildungsoffensive ist nötig. Bessere Information über Arbeitsmarktchancen an Studierende, Lernende etc. müssen angeboten, Beschränkungen der Ausbildungsplätze aufgehoben werden.

77,3% JA / 22,7% NEIN

7. Keine staatliche Behinderung von Firmenvergrösserungen, Firmenverkleinerungen, Firmeneintritte und Firmenaustritten.

75,3% JA / 24,7% NEIN

 

Fazit

Das Publikum entschied bei vier von sechs der formulierten Handlungsempfehlungen mit klaren Mehrheiten, die sich zwischen 75 und 80 Prozent Zustimmung bewegten. Die interne Weiterbildung in Firmen verpflichtend zu machen, lehnte das Publikum jedoch ab. Die Handlungsempfehlung, in den Schulen den Fokus vermehrt auf die MINT- statt Sprachfächer zu legen, fand nur eine knappe Mehrheit.

 

 

Hinweis: Die Handlungsempfehlungen aus allen sechs Werkstätten werden den Entscheidungsträgern der Region übermittelt und der Öffentlichkeit kommuniziert.

 

www.hkbb-werkstattbasel.ch

 

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2. Werkstatt-Bericht

Inputreferat R. Weder, WWZ Universität Basel

Andreas Meier
Abteilungsleiter Firmenbetreuung
[email protected]
T +41 61 270 60 51

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